Der Bus, der Wärme in die Herzen bringt
Seit dem 10. Dezember 2022 engagieren sich überwiegend junge DRK-Mitglieder freitags in der Aktion Kältebus des Flensburger DRK. Ihr Ziel: Menschen, die kein Obdach haben oder einfach mittellos sind, in der kalten Jahreszeit etwas Warmes anzubieten, zwischenmenschliche Zuneigung inklusive. „Die Idee kommt von einer großen Kochaktion vor drei Jahren, als wir etwa 200 Portionen warmes Essen ausgeteilt haben. Dann hat uns Corona ausgebremst“, erläutert Andre Denninghoff, maßgeblicher Initiator der Aktion.
Bei 5 kalten Grad trifft das sechsköpfige Team in der Bahnhofshalle auf den Obdachlosen Richard*. Der Flensburger macht einen freundlichen Eindruck, seinen Status sieht man ihm nicht an. Er übernachtet hier im Schlafsack. Auf die Frage, wo der Schuh drückt, sagt er „die Antwort wäre viel zu lang“. Warmes Essen und Tee tun ihm gut. Die DRKler sprechen auch mit der 74-jährigen Hannelore*, die seit 25 Jahren auf der Straße lebt. Sie weint, weil sie ihr Portemonnaie verloren hat.
Weiter geht’s zum Holm. Dort steht eine etwa 60-Jährige, deren Nationalität unklar ist. „Sie übernachtet im Vorraum einer Bank, bis sie rausgeschmissen wird“, sagt Celine Skunakis. Nächste Station ist der Südermarkt. Zwei Männer warten bereits. Olaf lebt seit 25 Jahren auf der Straße – „freiwillig“, wie er betont. Das DRK-Team kommt gut ins Gespräch mit weiteren Obdachlosen und wird nach seiner Motivation befragt, bei der Aktion Kältebus mitzumachen. Einer sagt „dafür verdient Ihr einen Orden“. Unter den Schrangen an der Marienkirche lagert ein Pärchen für die Nacht, beide drogenabhängig. Vorsichtig spricht Andre Denninghoff mit ihnen, verteilt Wärmendes.
Dann alarmiert die Warn-App ‚Saving Life‘ auf Celine Skunakis‘ Telefon, dass in der Nähe Erste Hilfe benötigt wird! Die Gruppe düst zur Dr. Todsen-Straße. Die gut ausgebildeten DRK-Sanitäter sind auf solche Einsätze vorbereitet, kommen jedoch nicht zum Einsatz. Nach weiteren Stationen dreht der Kältebus noch eine zweite Runde, je nach Lage bis 23 Uhr oder länger. Jeder Einsatz wird nachbesprochen. Bis Ende März sind sie noch aktiv. Im kommenden Winter gehen sie wieder auf die Straße.
*Name geändert